Älter als der heute handgeknüpfte Teppich ist der Kelim oder Kilim. Es handelt sich dabei um einen traditionellen flachgewebten Teppich oder Wandbehang, der in vielen Ländern der Welt, insbesondere im Nahen Osten vorwiegend Anatolien, in Nordafrika und das Kaukasusgebiet und Persien/Afghanistan hergestellt wird.
Der Unterschied zwischen einem Kelim und einen Orientteppich liegt darin, dass man den Kelim von beiden Seiten nutzen kann, er keinen Flor und damit keine helle und dunkle Seite hat und flach ist. Die Besonderheit ist, dass der Schussfaden auf beiden Seiten des Kelims das Muster bildet. Wird der Kelim bestickt und nach dem Weben verziert, hat man einen “Soumack” Kelim und damit eine Abwandlung des typischen Kelims. Besonders auffällig sind beim Kelim die bunten und geometrischen Muster, die auch ähnlich wie bei den Orientteppichen typischerweise aus Wolle, Baumwolle oder Seide hergestellt werden.
Der Ursprung
Der Kelim blickt auf eine lange Geschichte bzw. Tradition zurück, die älter ist als die des heute klassischen Orientteppich. Die Webkunst ist dabei eine der ältesten Handwerkskünste der Menschheit. Die ältesten heute bekannten und künstlerisch bereits hervorragenden Kelims stammen aus dem 16. Jahrhundert. Kelims wurden ursprünglich von nomadischen Völkern hergestellt und dienten als vielseitige Textilien, die als Teppiche, Decken, Wandbehänge oder als Satteldecken für Pferde verwendet wurden. Dabei verwendet man für die Herstellung eines Kelims den sogenannten horizontalen Webstuhl.
Kelims werden noch heute handgefertigt und mit traditionellen Webtechniken gewebt. Es gibt mittlerweile auch maschinell hergestellte Kelims.
Schlitz-Technik
Schlitzkelims gelten als Besonderheiten. Bei diesen wird genau an der gleichen Kette der Schussfaden umgekehrt, so dass im Gewebe ein Schlitz entsteht. Wenn bei einem Muster- auch ein Farbwechsel in seitlicher Richtung erfolgt, wird der letzte farbige Schuss um den letzten Kettfaden der entsprechenden Farbfläche herumgeführt. Daher entsteht bei angrenzenden Flächen ein vertikaler Schlitz. Diese namengebenden Schlitze werden für den Erhalt einer größeren Gewebefestigkeit möglichst klein gehalten.
Anatolische Kelim
Anatolische Kelims sind durch ihre Farbbrillanz und das Farbspiel der Muster gekennzeichnet. Durch die unüberschaubare Fülle von Kelim-Designs ist es schwierig, jeden einzelnen Kelim akkurat zuzuordnen. Letztlich sind Farbe, Muster, Webung, Größe und Materialien entscheidend. Anatolische Kelims wurden und werden von nomadischen Völkern hergestellt. Dazu zählen die indigenen Kurden, sowie sesshaft gewordene Turkvöker und die Seldschuken und Oghuz Osmanen. Am bekanntesten und meisten geschätzt werden Kelims, die traditionelle Provinzbezeichnungen von Städten, Regionen und Dörfern haben, wie Konya, Malatya, Karapinar und Denizli.
Kaukasische Kelim
Betrachtet man den Kaukasus, so handelt es sich um ein Gebiet mit wechselvoller Geschichte und uneinheitlicher Besiedelung. In der stark zerklüfteten Landschaft des großen Kaukasus, sowie in Nord-Kaukasien und dem südlichen Transkaukasien, haben sich einzelne Stämme angesiedelt und, zum Teil bis heute, ihre Unabhängigkeit bewahrt und ihre eigene Kultur gepflegt. Eine Eigenart kaukasischer Kelims ist die Wiederholung strenger geometrischer Motive in horizontaler Anordnung. Besonders deutlich ist das bei den im Kazak- und Schirwangebiet hergestellten Schlitzkelims zu sehen.
Persische Kelim
Persische Kelims werden vor allem von Nomaden hergestellt, als Teppiche ohne Flor oder als Taschen und Zeltvorhänge. Orange ist bei den Ghashghai Nomaden als Akzentfarbe sehr beliebt. Sechsecke, sogenannte Güls, sowie Quadrate finden sich ebenfalls häufig in Bordüren von Kelims aus Südpersien.
Heutzutage werden Kelims immer noch hergestellt und sind beliebte Kunsthandwerksartikel. Sie werden oft als dekorative Teppiche in Innenräumen verwendet und sind für ihre lebendigen Farben und Muster geschätzt. Kelims haben auch einen besonderen Platz in der Volkskunst und sind ein Symbol für die kulturelle Identität vieler Gemeinschaften.